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Korruption und Destruktion: Briten in Spanien fürchten Rauswurf

Spanischer Bürgermeister erfindet ein Dorf

Mein Artikel vom 27. März 2009 bei Suite101.de behandelt das Thema Korruption und Destruktion in Spanien. Das Thema beschäftigt derzeit vor allem die in Spanien lebenden Briten, denn sie sind am meisten betroffen. Ein „neues“, altes Baugesetz soll künftig lokale Behörden ermächtigen, Häuser binnen eines Monats abzureißen.

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Mein Beitrag bei Suite 101

In Spanien sind es meist Ausländer, die zu den ersten Opfern von Korruption im Immobiliengeschäft werden. Beim jüngsten Fall eines Immobilienskandals aus dem Dorf  Alcaucín in der Region Axarquía bei Málaga stehen 20.000 Häuser im Verdacht, auf illegalem Bauland gebaut worden zu sein. Die Papiere zum Bau der Häuser wurden von lokalen Behörden ausgestellt, die gegen vorherrschende Regeln des Baurechts und Naturschutz verstoßen. In der südspanischen Provinz sind elf Städte und Dörfer in den Fall „Arcos“ verwickelt.

Die spanische Polizei verhaftete am 27. Februar 13 Beamte, Architekten und Mitarbeiter der Provinzverwaltung Málaga, allen voran José Manuel Martín Alba aus Alcaucín und dessen zwei Töchter. Die Vorwürfe lauten Geldwäsche, Urkundenfälschung, Bestechung und Korruption. Im Haus des Bürgermeisters entdeckte die Polizei 160.000 Euro Bargeld unter einer Matratze.

Der Clou: Alba machte 2500 Menschen jahrelang glauben, sie lebten in einem ganz normalen Dorf. Doch eigentlich war die Siedlung bei Alcaucín nur eine Erfindung des gewieften Politikers, der offenbar Steuern und Gemeindeeinnahmen in die eigene Tasche wirtschaftete und sich selbst als Bürgermeister aufstellte. Alba ist Mitglied der sozialistischen regierenden Partei PSOE. Die Parteiführung distanzierte sich von dem Fall und entließ alle in den Skandal verwickelten Parteimitglieder.

Meldungen wie diese sind in Spanien keine Seltenheit. Spaniens Baubranche und Immobilienmarkt gerät immer wieder durch Bestechungsskandale in Verruf.

Warum ist Spanien so korrupt?

fragte deshalb aus aktuellem Anlass Spaniens größte Tageszeitung „El Pais“ provokativ ins Land und löste eine Debatte aus, die nun auch in Großbritannien geführt wird. Schließlich sind es vor allem Briten, die spanische Immobilien kaufen. Im Blog des britischen Economist wird eine interessante dazu Erklärung geliefert. Ich habe den Kommentar ins Deutsche übersetzt und ergänzt:

Mehr Autonomie und Macht für die Regionen
Post-Franco-Zeit förderte die Dezentralisierung von Macht weg von der Regierung in Madrid hin zu regionaler Verwaltung. Die Nationalregierung mischte sich immer weniger in lokale und regionale Belange ein. Für die Gründung von Koalitionen wollte man es sich mit regionalen Parteien nicht verscherzen.

Massiver Baumboom in den 90er Jahren
Seit gut 15 Jahren hat der Bauboom und das starke Wachstum von Urlaubsregionen vor allem an Costa del Sol und Costa del la Luz lokale Behörden mehr Macht und Autorität verschafft. Die hohe Nachfrage hat Bestechung gefördert. Gemeinden haben ehemalige Landwirtschaftsfläche in Bauland umgewandelt und entsprechende Genehmigungen eigenmächtig ausgestellt. Hohe Profite für Bauunternehmer, Architekten und beträchtliche Einnahmen für Gemeinden aus Grundsteuern weckten Bedürfnisse.

„Nestverhalten
Spanier haben wie viele Südeuropäer ein starkes Schutzdenken in Bezug auf die eigene Familie und ihre nächste soziale Einbindung wie den Wohnort. Dieses Nestverhalten ist durch eine klare Hierarchie gegliedert. Geht es gerade in Krisenzeiten um wichtige Entscheidungen wie Finanzen, zählt zuerst die eigene Familie. Der Durchschnittspanier denkt und entscheidet in folgender Reihenfolge:

1.Familie
2.Nachbarschaft
3.Dorf
4.Gemeinde
5.Region
6.Land
7.Staat
8.Europa
9.Rest der Welt

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